Freunde verstehen von Catherine Faherty

Ein Programm, um Kinder über Unterschiede aufzuklären und um Empathie zu fördern

Catherine Faherty, Asheville TEACCH-Center (Autorin von „Asperger …Was bedeutet das für mich?“)

Freunde verstehen richtet sich an Klassen mit Schülern in der Unter- und Mittelstufe. Für höhere Unterrichtsstufen wird das Konzept entsprechend angepasst. Dieser Beitrag enthält sowohl Pläne für den Unterricht als auch eine Liste mit Hilfsmitteln, die Sie gebrauchen könnten. Auf Grund meiner Erfahrungen von 15 Jahren, die ich im Rahmen dieses Programms mit Tausenden von Schülern machen konnte, hat sich herausgestellt, dass es am effektivsten war, über das Basisprogramm hinauszugehen und spezifische Fragestellungen zu erörtern, indem ich genauere Informationen über konkret fassbare Schüler vermittelt habe. Hilfreich werden Ihnen zwei Möglichkeiten (B und C) sein.

A. Einführung in den Bereich Freunde Verstehen: Das Basisprogramm

Das Verstehen seiner Freunde kann man sich als eine Art „Basisprogramm“ vorstellen. Im Rahmen dieses Programms können essenzielle Konzepte und Fragestellungen dargelegt und diskutiert werden; hierbei geht es nicht darum, spezifische Merkmale eines bestimmten Kindes oder einer Gruppe von Kindern näher zu thematisieren. Bei der Einführung handelt es sich um ein in sich abgeschlossenes Programm, das sich in drei Teile gliedern lässt. Eine vollständige Beschreibung findet sich auf der folgenden Seite.

  • Teil 1: Fähigkeiten: Wir sind verschieden, aber doch wieder alle gleich
  • Teil 2: Selbsterfahrungen
  • Teil 3: Übung zum Sprachverständnis

Das Programm kann an dieser Stelle beendet werden, Sie können aber auch eine der folgenden Möglichkeiten auswählen.

B. (Möglichkeit) Einführung innerhalb eines bestimmten Klassenverbandes und seiner Mitglieder

Im Anschluss an dieses Basisprogramm können Informationen an eine bestimmte Klasse und deren Mitglieder weitergegeben werden. Dies empfiehlt sich, wenn sich Mitglieder eines bestimmten Schulzimmers als Betreuer um die speziellen Schüler kümmern und/oder wenn sich die Angehörigen eines bestimmten Klassenverbandes an Aktivitäten im üblichen Klassenzimmer beteiligen.

C. (Möglichkeit) Deinen Klassenkameraden verstehen

Im Anschluss an das Einführungsprogramm ist es einfacher, über den

Klassenkameraden mit Autismus zu diskutieren. In der Regel gehört der

Klassenkamerad der Regelklasse an, in welcher es Fragen zu (und wahrscheinlich Missverständnisse im Umgang mit) diesem Schüler gibt. Je nach Präferenz des Schülers ist er oder sie bei der Anfangsdiskussion anwesend.

HINWEIS ZUR VERTRAULICHKEIT:

Wenn Sie Lehrer sind und Ihre Schüler über Autismus aufklären möchten und wie sich der Sachverhalt auf die Umgebung innerhalb des Schulzimmers auswirkt, bedarf dies nicht des ausdrücklichen Einverständnisses der Eltern des betroffenen Kindes. Je nach Alter und Auffassungsgabe des Kindes wäre es empfehlenswert, dessen oder deren Einwilligung zu haben. Es kommt auf den Einzelfall und bestimmte Situationen an, ob es aus Sicht der Familie insgesamt oder des Kindes angebracht ist, die Klasse zu informieren. Abgesehen vom allgemein geltenden Grundsatz der Vertraulichkeit, an den man sich auch an dieser Stelle unbedingt halten soll, ist es grundlegend wichtig, auf die Bedürfnisse derjenigen Eltern und Kinder einzugehen, die mit dem Schritt zögern, eine derart persönliche Information an Dritte weiterzugeben. In solchen Fällen sollten Sie sich auf das Basisprogramm beschränken.

Unterrichtsplan zum Verstehen seiner Freunde

A. Einführung in den Bereich Freunde Verstehen: Das Basisprogramm

Das Verstehen von Freunden kann als „Basisprogramm“ gestaltet werden.
Diesbezüglich können allgemeine Fragestellungen erarbeitet und diskutiert werden. Eigenheiten eines bestimmten Kindes oder einer Gruppe von Kindern werden dabei nicht erwähnt. Es können je nach Alter der Schüler Anpassungen vorgenommen werden. Das Basisprogramm kann als Einstieg dienen, wenn Sie mit den Möglichkeiten B und C fortfahren. Das Programm nimmt im Schnitt 45 bis 60 Minuten in Anspruch.

ÜBUNGSANLAGE: Kommen Sie etwas früher ins Schulzimmer, um die verschiedenen Selbsterfahrungen, die weiter unten auf dieser Seite ausführlicher aufgelistet sind, in aller Ruhe vorzubereiten.

Teil 1 – Fähigkeiten: Wir sind verschieden, aber doch wieder alle gleich

Erklären Sie Ihrer Klasse, dass dieses Programm zum Ziel hat, eine Vorstellung darüber zu vermitteln, was es bedeutet, über „andere Fähigkeiten“ zu verfügen als man nun einmal hat; zu verstehen, weshalb einige Leute anders handeln als man gemeinhin erwartet. Schreiben Sie das Wort „Fähigkeit“ auf die Tafel und erklären Sie, was damit gemeint ist. Schreiben Sie ebenfalls das Wort „einzigartig“ auf die Tafel und erläutern Sie auch hier, was man darunter versteht.

Bringen Sie der Klasse bei, dass jeder andere Fähigkeiten hat. Sagen Sie den Schülern, dass Sie gerne erfahren möchten, in welcher Hinsicht sich die Kinder voneinander unterscheiden. Ermuntern Sie die Schüler, die Hand zu Fragen, wie beispielsweise den untenstehenden, zu heben:

¨ Wer kann fahrradfahren?
¨ Wer kann sich auf Rollschuhen fortbewegen?
¨ Wer kann sich auf Roller-Blades fortbewegen?
¨ Wer beherrscht die 5er-Reihe?
¨ Wer weiss, wie die schriftliche Division funktioniert?
¨ Wer beherrscht die 6er- und das 12er-Reihe?
¨ Wer hat eine ungelenke Handschrift („Klaue“)? (Oder wer muss das Schönschreiben weiter üben?)
¨ Wer hat eine wirklich, wirklich schöne Handschrift?
¨ Wer hat Videospiele im Griff?
¨ Wer rennt mittelmässig oder langsam?
¨ Wer kann schnell rennen?
¨ Wer hat vom Stricken eine Ahnung?
¨ Wer kann Kekse oder Kuchen backen?
¨ Etc. …

Es ist wichtig, dass nicht jedes Kind zustimmend auf alle Fragen antwortet. Versuchen Sie auf möglichst unterschiedliche Antworten hinzuwirken. In den unteren Klassen oder falls alle Schüler bei jeder Frage die Hand heben, streuen Sie am besten folgende Fragen ein?

¨ Wer hat schwarze Haare?
¨ Wer ist blond?
¨ Wer hat braune Haare?
¨ Wer trägt eine Brille?
¨ Etc. …

Weisen Sie darauf hin, dass jeder unterschiedliche Fähigkeiten oder Stärken hat, die ihn von anderen unterscheiden und ihn dadurch einzigartig machen.

Beschreiben Sie eine Situation auf dem Spielplatz und stellen Sie die Frage … „Habt ihr jemals Fussball [oder dergleichen] gespielt? Als ihr an der Reihe wart, hattet ihr dann die Absicht, den Ball mit derartiger Wucht zu treten, dass er direkt im Tor landet; und als euch der Ball zugespielt wurde, ihr diesen verfehlt habt?“ Sie können die Szenerie noch ausschmücken und dramatisieren, indem Sie fragen: „Wer mag es, wenn die anderen Kinder sagen: „…kein Problem, versuch‘ s nochmals, beim nächsten Mal schaffst du es“? Und wer würde gerne hören: „Du Flasche, warum kannst du das nicht?“ In aller Regel verstehen die Kinder beim Handheben, worauf Sie hinauswollen.

Fragen Sie nun: „Wer schätzt es, wenn andere Leute euch verstehen?“ Die Fragen können auch leicht abgewandelt werden: „Wer will Freunde, die ihn verstehen?“ oder „Wer mag es, wenn seine Freunde ihn verstehen?“

Weisen Sie darauf hin, dass jeder unterschiedliche Fähigkeiten, Talente und Stärken hat und dass wir alle ungeachtet dieser Tatsache eines miteinander gemein haben; wir alle wollen, dass andere uns verstehen.

Wenn Sie das Basisprogramm anwenden, können Sie ins Thema einsteigen, indem Sie jetzt die Aktivitäten erläutern.
Siehe Teil 2 weiter unten.

Wenn Sie die MÖGLICHKEIT B anwenden, sagen Sie den Schülern im Klassenzimmer dass Sie im Begriff sind, ihnen einen bestimmten Sachverhalt verständlich zu machen. Gehen Sie gleich zum untenstehenden Teil 2 über.

Teil 2 – Selbsterfahrungen: Postenlauf in Gruppen

Machen Sie die Schüler mit den folgenden Aktivitäten vertraut und lassen Sie die Lehrperson die Klasse in drei Gruppen einteilen. Wenn Sie vier Selbsterfahrungen vorgesehen haben, muss die Klasse dementsprechend in vier Gruppen aufgeteilt werden. Dies erleichtert den Überblick über den Klassenverband und das Programm und trägt dazu bei, dass sich dieses in einem überschaubaren Zeitrahmen bewegt. Eine Beschreibung empfohlener Aktivitäten befindet sich auf einer Liste am Ende dieser Unterrichtspläne, unter dem Anhang „Seine Freunde verstehen“ und unter „Beschreibung der Selbsterfahrungen“ im unteren Teil der betreffenden Seite.

Stellen sie jede dieser Aktivitäten kurz vor, und zeigen Sie das zu verwendende Material auf dem Tisch. Wenn es in einer Aktivität beispielsweise darum geht, feinmotorische Schwierigkeiten nachzustellen, könnten Sie sagen: „Wenn ihr zum Posten am runden Tisch geht, werdet ihr euch diese grossen Handschuhe anziehen… diese habe ich bewusst so ausgesucht, dass sie euch sehr wahrscheinlich zu gross sind, das ist in Ordnung so. Wenn ihr die Handschuhe tragt, müsst ihr versuchen, die Glasperlen an einer Schnur aneinanderzureihen. Dann solltet ihr diese Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben zusammenfügen. Ihr werdet feststellen, wie es sich anfühlen würde, wenn sich eure Muskeln anders verhalten als ihr es jetzt gewohnt seid.“ Älteren Kindern können Sie erklären, was man unter „Feinmotorik“ versteht. Gestehen Sie den Kindern zu, dass sie sich bei der Übung amüsieren. Fordern Sie sie dennoch dazu auf, darüber nachzudenken, welche Dinge ihnen schwerer fallen würden, wenn ihre feinmotorischen Fähigkeiten ähnlich stark beeinträchtigt wären. Fragen Sie die Kinder, was dann für sie anders wäre. Wie andersartig kämen sie (oder ihre Arbeit) anderen Leuten vor? Bedürften sie dann gegebenenfalls irgendeiner Art der Hilfe?

Jeder Posten sollte von einer Lehrperson oder einer anderen Person betreut werden. Die zuständige Person kann während der Tätigkeit Fragen stellen, die zum Nachdenken anregen.

Sie könnten eine Glocke läuten, wenn es Zeit ist von einem Posten zum nächsten zu wechseln. Achten Sie auf schnelle Wechsel, damit die Kinder ihr Interesse nicht verlieren. Wenn jede Gruppe einmal an allen Posten gewesen ist, fordern Sie einen Schüler auf, sich zur Vorführung einer bestimmten Tätigkeit zur Verfügung zu stellen. Es muss sich allerdings um einen Schüler handeln, der in der Lage ist, Ihre Anweisungen genau zu befolgen. Suchen Sie sich Ihren Helfer erst dann aus, wenn sich alle Schüler wieder an ihren Platz gesetzt haben. Dies soll alle Schüler dazu ermuntern, sich unmittelbar nach dem Ende der Übung wieder hinzusetzen.

Teil 3 – Übung zum Sprachverständnis: „Decke den Tisch“

Während sich die Schüler wieder an ihren Platz begeben, bereiten Sie eine Schulbank vorne im Klassenzimmer vor, indem Sie 10 – 15 verschiedene Gegenstände darauf legen. Darunter sollten sich ein Teller, eine Tasse, ein Löffel und eine Gabel befinden, die wie zufällig über die Bank verstreut liegen. Ausserhalb der Sichtweite halten Sie Abbildung versteckt, auf der ein korrekt arrangiertes Gedeck abgebildet ist (Teller, Tasse, Löffel und Gabel). Verstecken sie dieses Blatt mit der Auflösung der Übung für den Augenblick.

Nachdem Sie einen Freiwilligen „bestimmt“ haben, fordern Sie ihn oder sie dazu auf, sich an den Tisch gegenüber der übrigen Klasse zu setzen, so dass er oder sie die anderen Kinder sehen kann. Je nach Gruppendynamik, die üblicherweise in der Klasse herrscht, kann es mitunter sinnvoll sein, jemanden auszuwählen, der Unruhe stiftet oder einen, dem es am ehesten guttut, etwas Empathie zu entwickeln. (Aber es muss jemand sein, der sich freiwillig gemeldet hat).

Fragen Sie den Schüler, ob er oder sie Sie gut genug hören kann, um Ihre Anweisungen genau zu befolgen. Erklären Sie ihm, dass er Ihnen sehr aufmerksam zuhören soll. Zeigen Sie ihm nun, ohne die Stimme zu heben, auf die sich auf dem Tisch befindlichen Gegenstände, die vor ihm liegen. Sagen Sie ihm, er solle den Tisch decken. Geben Sie die Anweisungen aber in einer ihm nicht verständlichen Sprache. Als Angehörige einer zweisprachigen Familie mit griechischen Wurzeln spreche ich dabei jeweils Griechisch. Falls Sie jedoch keine zweite Sprache beherrschen, bereiten Sie sich rechtzeitig vor, indem Sie eine andere Person beiziehen, die Ihnen beibringen kann, wie man die entsprechenden Anweisungen erteilen kann. Merken Sie sich diese dann. Es versteht sich von selbst, dass Sie für diese Übung keinen Schüler aufrufen, welcher dieselbe Sprache spricht, die Sie dann gerade verwenden. Suchen Sie sich Ihren Freiwilligen dementsprechend bewusst aus und vermeiden Sie es, eine Sprache zu verwenden, die in Ihrer Region als Zweitsprache weit verbreitet ist, wie beispielsweise Italienisch in Graubünden oder Französisch im Wallis. Einige Präsentatoren ziehen es vor, eine Phantasiesprache oder ein Gemisch aus Wortfetzen verschiedener Sprachen zu verwenden.

Wiederholen Sie die Anweisungen in der dem Probanden fremden Sprache zunächst ruhig und langsam, dann etwas lauter, wählen Sie dann einfachere Wörter. Zeigen Sie auf den Tisch und geben Sie sich je nach Alter des Schülers ungeduldig. Bei älteren Schülern können Sie die Übung etwas in die Länge ziehen. Bei jüngeren ist es ratsamer, die Übung rascher zu beenden.

Siehe meine Anmerkung, VORSICHT walten zu lassen.

VORSICHT: Bei Schülern in unteren Klassen empfiehlt es sich, sich besonders kurz zu fassen. Insbesondere Kinder im Kindergarten werden sehr nervös und verstehen oft nicht einmal den Sinn und Zweck dieser Übung. In der Regel lasse ich das Element mit den fremdsprachigen Anweisungen bei diesen Kindern weg und beschränke mich auf die Hilfsmittel zum Tisch decken. Ich sage dann z. B.: „Kannst du verstehen, was du tun musst, wenn du dir dieses Bild ansiehst, selbst wenn ich nichts dazu sage?“ Helfen Sie so weit wie möglich, bis das Kind die Übung erfolgreich abschliesst. Loben Sie den Schüler und fordern Sie jeden zum Applaudieren auf. Es darf ruhig heiter zugehen.

Bei älteren Schülern können Sie das Hilfsmittel zum Tisch decken hervorholen und dem Probanden zeigen, indem Sie es auf das Pult legen. Wenn der Schüler dann noch immer verwirrt reagiert, zeigen Sie auf jeden der abgebildeten Gegenstände und geben Sie an, wo jedes Objekt hingehört. Meistens erfasst der Schüler dies sofort und wird den Teller, die Tasse etc. getreu der Vorlage an der richtigen Stelle platzieren. Loben Sie den Probanden und fordern Sie die Klasse zum Applaudieren auf. Fragen Sie den Schüler, warum der Schüler die Anweisungen nicht befolgt hat, die Sie ihm erteilt haben; hat er nicht gehört, was Sie gesagt haben? Erklären Sie daraufhin, dass es Leute gibt, die alle Wörter hören können, aber im Gesagten keinen Sinn erkennen, als sei es eine Fremdsprache. Stellen Sie Fragen wie z. B.: „Hast du gewusst, was du in einer bestimmten Situation tun musstest? Wie hast du dich gefühlt, wenn du nicht verstehen konntest, was du zu tun hast? Du hast deine Sache am Ende sehr gut gemacht, den Tisch zu decken… aber wie hast du gewusst, was zu tun ist?“ Lenken Sie die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema, das zur Diskussion steht.

Halten Sie das Besteck und das Geschirr in die Höhe und fragen Sie die übrige Klasse, ob jeder verstanden hat, was zu tun ist, als er es gesehen hat. Sprechen Sie darüber, dass es einige Kinder gibt, die nicht immer begreifen, was gerade gesagt wird, aber sehr viel verstehen, wenn sie Zeichnungen, Skizzen oder gemalte Bilder oder Fotos sehen. Je nach Schulstufe können Sie im Verlauf der Diskussion die Begriffe „Sprachverständnis“, „Prozess des Hörens“ und „visuelles Lernen“ in Spiel bringen.

Sprechen Sie über verschiedene Lernmethoden und dass einige Kinder am meisten lernen können, indem sie zuhören, andere, indem sie etwas lesen können und wieder andere, indem sie etwas konkret anwenden können etc. Dies bietet sich als eleganter Einstieg in das Kernthema an, das die betreffende Klasse angeht.

Wenn Sie nur das Basisprogramm anwenden, können Sie es dabei bewenden lassen. Beantworten Sie Fragen über die Dinge, die während des Programms passiert sind und schliessen Sie die Übungen ab, indem Sie den Schülern in Erinnerung rufen, dass jeder anders ist und wie doch alle gleich sind. Denken Sie darüber nach, was es bedeutet, einzigartig zu sein. Wenn Sie weiter ins Detail gehen möchten, können Sie mit Möglichkeit B oder C fortfahren.

B. (Möglichkeit) Einführung innerhalb eines bestimmten

Klassenverbandes und seiner Mitglieder

Unter dem Vorbehalt der Einwilligung der Eltern, führen Sie die Schüler in der betreffenden Klasse mit deren Namen auf. Eine Möglichkeit dazu besteht darin, dass jedes Kind ein eingerahmtes Foto von sich selbst (allenfalls auch der Eltern) mitbringt oder in Form einer Vorführung, die Sie beizeiten vorbereitet haben. Zu gegebener Zeit können Sie einige kurze Informationen zu jedem Kind weitergeben. Zum Beispiel:

¨ Wie viele Geschwister hat er oder sie?
¨ Wo liegen seine oder ihre Interessen, Begabungen oder andere individuelle Stärken?
¨ Was mag er oder sie am liebsten (Lieblingsspielzeug, Leibspeise, etc…)
¨ Was lernt er oder sie gerade und auf welche Weise?
¨ Und …?

Die Informationen könnten auch einen Vorschlag beinhalten, wie die Schüler mit dem betreffenden Kind umgehen sollten … gibt es etwas, von dem Sie wissen, dass es sein Interesse weckt … oder was er oder sie von einer bestimmten Sache hält…

Wenn Sie im Begriff sind, die obengenannten Informationen zu geben, können Sie nach Dingen fragen, welche die Schüler mit dem Kind gemein haben, das Sie beschreiben. Sie könnten beispielsweise sagen: „Streckt die Hand auf, wenn ihr auch zwei Schwestern habt…“ oder „Haltet die Hand hoch, wenn ihr ebenfalls Schokoladeneis gerne mögt.“

Beantworten Sie Fragen zu jedem Kind, wo welche auftauchen sollten. Heben Sie jeweils das Positive und Einzigartige hervor, das jedem Kind eigen ist. Erinnern Sie die Schüler daran, dass jeder anders ist; und doch alle gleich sind.

C. (Möglichkeit) Deinen Klassenkameraden verstehen

Üblicherweise ist es so, dass der Klassenkamerad mit Autismus, sofern er das Asperger-Syndrom oder high-functioning Autismus hat, eine lange Zeit des Tages im Zimmer der Regelklasse verbringt. Wenn dies der Fall sein sollte, und wenn es sich um die Oberstufe oder eine höhere Bildungsebene handelt, stelle ich meistens The Sixth Sense II von Carol Gray vor. Es ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Schülern und Lehrern zu helfen, etwas über den Autismus und dessen Auswirkungen auf das soziale Verständnis und insbesondere unsere Fähigkeit betrifft, andere Perspektiven einzunehmen. Dieses Programm bewährt sich auch für Erwachsenengruppen, unter anderem für Gespräche mit(Lehr-)Personal und Elterngruppen.

Um mehr über Autismus und Ihr Kind zu erfahren, können Sie in den entsprechenden Kapiteln das Buches „Asperger…Was bedeutet das für mich?“ von Catherine Faherty nachschlagen. Das Buch ist beim Autismusverlag erschienen.

KINDERBÜCHER:

Zum Abschluss des Programms oder zu einem anderen Zeitpunkt ist es oft sinnvoll, ein Buch für Kinder zu lesen, welches Themen wie Unterschiede, Einzigartigkeit, Autismus oder eine andere sachspezifische Fragestellung aufgreift. Wenn der gleichaltrige Schüler mit Autismus das Asperger-Syndrom oder high-functioning Autismus hat, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es schön ist, ein Buch über Albert Einstein von Ibi Lepsky zu lesen. Für den Fall, dass das Kind sprachlich weniger gut ausdrucksfähig ist und autistische Verhaltensweisen deutlicher zutage treten, ist meine Lieblingslektüre das Werk Ian’s Walk von Laurie Lears.

Es gibt noch viele andere hervorragende Kinderbücher, welche sich mit Unterschieden befassen, darunter solche, in denen Autismus explizit erwähnt wird und andere, wo dieser nicht vorkommt.

Liste zum Thema „seine Freunde verstehen“ oder „Selbsterfahrungen“

Für eine Gruppe von 25 – 30 Schülern

Hier finden Sie eine Liste mit vier verschiedenen Posten, die Sie aufstellen können. Ich empfehle Ihnen, sich auf deren drei zu beschränken, damit sich das Programm in einem vertretbaren Zeitrahmen bewegt (45 – 60 Minuten).

Feinmotorische Aktivität

¨ 8 Paar grosse Gartenhandschuhe
¨ 8 Paar Schnürsenkel und Glasperlen in einem kleinen Becher
¨ 8 Sätze mit Beschlägen (Muttern, Schraubenbolzen, Unterlegscheiben), jeweils in einem kleinen Becher
¨ Tisch mit 8 Stühlen

Jedes Kind trägt Handschuhe und versucht, Glasperlen aneinanderzureihen und Schraubenteile zusammenzufügen. Hinweis: Für Schüler der Unterstufe ist die Übungsanlage so zu gestalten, dass die Kinder jeweils nur einen Handschuh tragen und die Glasperlen etwas grösser sind.

Visuelle Tätigkeit

¨ 8 Paar Schutzhandschuhe
¨ Behälter mit Vaseline (um die Gläser einer Schwimmbrille zu verschmieren) oder Schleifpapier, um die Gläser zu zerkratzen
¨ 8 Bleistifte und Streifen mit liniertem Papier
¨ Schulstufengerechte Bücher
¨ Tisch mit 8 Stühlen

Jedes Kind Trägt eine Schwimmbrille (mit getrübter Sicht durch aufgetragene Vaseline oder zerkratzte Gläser). Es gilt, Sätze auf die Zeilen zu schreiben und Ausschnitte aus einem Buch vorzulesen.

Hinweis: Lassen Sie die Kinder die Brille erst nach getaner Arbeit abnehmen.

Wahrnehmungsbezogene und sensorische (taktile) Übungen

¨ Eine Rolle Klebeband und Fernglas

Bringen Sie ein Stück Klebeband am Boden an und lassen Sie die Kinder auf der Linie laufen. Dabei sollen die Kinder jeweils durch das verkehrt gehaltene Fernglas schauen. Dadurch wird die Wahrnehmung verfälscht.

¨ Einige Fäden Garn mit etwa 1,20 bis 1,30 Metern Länge:

Lassen Sie die Kinder seilspringen, und zwar über das Garn statt eines Seils. Dies täuscht die Wahrnehmung, was das Gewicht des „Seils“ betrifft.

¨ Gartenhandschuh mit Klettverschluss auf der Innenseite der Finger und der Handfläche
¨ eine Handvoll Lammwolle oder ein Staubwedel:

Sie ziehen sich den kratzigen Handschuh an und halten die weichen Federn oder die Wolle. Während die Kinder mit ihren Übungen beschäftigt sind, gehen Sie an ihnen vorbei und berühren Sie einen baren Arm.

Simuliert einen unvorhergesehenen Reiz auf der Haut (entweder zu rau oder unangenehm fein und flauschig!)

Aufmerksamkeits- und Sinnes- (Hör-) Übung

¨ 8 Paar Kopfhörer, die an eine Stereoanlage angeschlossen sind
¨ Eine CD mit ständig gleichbleibenden oder lärmigen Geräuschen im Hintergrund
¨ Arbeitsblätter, welche den Wissensstand der Schulstufe leicht übersteigen – erfordert Konzentration
¨ 8 Bleistifte
¨ Tisch mit 8 Stühlen

Die Schüler tragen Kopfhörer und müssen sich bestimmte Geräusche im Ohr anhören. Sie müssen die Arbeitsblätter innerhalb einer vorgegebenen Zeit ausfüllen. Bei dieser Übung wird die Schwierigkeit simuliert, die besteht, sich auf eine bestimmte Arbeit zu konzentrieren, wenn man nicht in der Lage ist, Ablenkungen herauszufiltern.